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Konzertfotografie - Tipps vom Profi


Düsseldorf - 18. Dezember 2019
Konzertfotograf Michael Jagla

Tipps für einen gelungenen Einstieg in die Konzertfotografie

Ich bin seit vielen Jahren professioneller Konzert- und Festivalfotograf und auf großen Bühnen im In- und Ausland tätig. Ich möchte dir hier ein paar Tipps mit auf dem Weg in den Fotograben geben, um dir den Einstieg in die Konzertfotografie zu erleichtern.

Die Konzertfotografie stellt sehr hohe Anforderungen an uns Fotografen und unser Equipment. In diesem Blog erkläre ich dir umfassend, was ein guter Konzertfotograf mitbringen sollte. Zudem gebe ich ein paar allgemeinnützliche Tipps rund um das Thema "Fotografieren auf Konzerten".

 

 

Was es bei der Konzertfotografie zu beachten gibt

Akkreditierung / Fotopass

Um bei Konzerten in den Fotograben zu gelangen benötigt man im Normalfall eine entsprechende Presse-Akkreditierung mit einen Fotopass (Fotoerlaubnis). Ohne Fotopass gelangt man vermutlich nicht einmal mit einer Kamera in die Location, geschweige denn in den Fotograben. Eine Akkreditierung ist nicht zwingend gleich Fotopass! Hier gibt es je nach Veranstaltung Unterschiede. In den meisten Fällen ergänzt der Fotopass die Presse-Akkreditierung. Während Redakteure lediglich eine Presseakkreditierung erhalten, bekommen Fotografen zusätzlich einen Fotopass, der sie zum Einlass in den Fotograben bzw. zum Einlass mit einer professionellen Kamera in die Location ermächtigt. Einen solchen Fotopass zu erlangen ist nicht immer einfach. Während man bei kleineren Veranstaltungen oftmals direkt den Veranstalter oder die Band kontaktieren kann, muss man bei namenhafteren Shows über ein Online- oder Printmagazin anfragen und sich vorab natürlich dort mit seinen Referenzen bewerben.

Hat man diese Hürde geschafft, kann es losgehen!

3 Songs - No flash!

Diese Regel trifft wohl auf die meisten Konzerte zu. Man steht unter Zeitdruck und hat lediglich 3 Songs Zeit, die einzelnen Künstler gezielt abzulichten. Wahrscheinlich möchte man auch noch ein breites Bühnenbild fotografieren, die Stimmung des Publikums einfangen und noch die ein oder andere gezielte Nahaufname des Frontmanns / -frau schießen. Je nach Lichtsituation, Anzahl und Positionierung der Musiker und Breite und Fülle des Fotograbens können da 3 Lieder - in etwa 10 Minuten - schon recht knapp sein.

Je größer das Konzert bzw. je bekannter die Band, desto strenger sind in der Regel die Auflagen und desto voller ist mit Sicherheit der Fotograben. Zum Üben bieten sich hier daher kleinere Bands in kleineren Clubs an. Hier darf man mit höherer Wahrscheinlichkeit das komplette Set durchfotografieren und steht nicht so unter Zeitdruck. Veranstalter und Musiker sind in kleineren Clubs meist viel entspannter und freuen sich umso mehr über gute Fotos und Werbung.

Egal ob erlaubt oder nicht, der Blitz bleibt aus! Denn bei der Konzertfotografie geht es auch darum, die Lichstimmung einzufangen und diese nicht durch einen grellen Lichtblitz zu ruinieren. Das bedeutet, dass wir mit den teilweise gar nicht idealen Lichtverhältnissen umgehen müssen. Und genau hier liegt die Schwierigkeit, die Herausforderung und der Reiz an der Konzertfotografie!

Das Hausrecht

Ob Fotopass hin oder her - das Hausrecht liegt beim Veranstalter! Letztendlich bestimmt er, wer wann und wieviel fotografiert werden darf. Oftmals teilen sich die Fotografen gemeinsam mit den Securities den Fotograben. Die Security ist für die Sicherheit verantwortlich und kann jederzeit Fotografen den Zutritt verwehren oder aus dem Graben entfernen, sofern diese die Sicherheit gefährden würden. Der Einsatz von Pyrotechnik oder einfach zuviele Crowdsurfer können mögliche Gründe sein, den Fotograben spontan zu räumen.

Bei größeren Events legen Veranstalter oder auch Bands den Fotografen teils haarsträubende Verträge vor. Diese sollte man gründlich lesen und sich ganz genau überlegen, ob man diese Fotoverträge wirklich eingehen möchte. Ich habe schon erlebt, dass man aufgefordert wird, sämtliche Bildrechte an den Veranstalter abzutreten.

Die Rechtslage in der Konzertfotografie

Als Fotograf muss man sich ohnehin intensiv mit dem Thema Bildrechte (Urheberrecht), Lizenzen, Persönlichkeitsrecht, Pressefreiheit, Datenschutz und vieles weitere befassen. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu sehr auf das Thema eingeben, da es zum einen den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, zum anderen bin ich kein Rechtsexperte und das Thema ist deutlich komplexer als man annehmen würde!

Grob gesagt ist man als akkreditierter Konzertfotograf als Presse unterwegs und stimmt den allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters bei einem Konzertbesuch - welches für gewöhnlich eine private Veranstaltung ist - zu. Die Regelungen hier können durchaus sehr Unterschiedlich sein. Sowohl Band als auch Veranstalter können mit dem Fotografen gesonderte Regelungen und Verträge abschließen oder gewisse Auflagen und Einschränkungen auferlegen. Ist man für ein Konzert akkreditiert, muss man in der Regel die Verträge und Einschränkungen des Veranstalters hinsichtlich der Durchführung der Aufnahmen akzeptieren, wenn man Aufnahmen machen möchte. Auflagen können hier bspw. sein, dass nur innerhalb der ersten 3 Songs und ausschließlich aus dem Fotograben heraus fotografiert werden darf!

Bei einem Konzertbesuch stimmen die Besucher den AGB des Veranstalters zu. Hier wird im Idealfall auf das Fotografieren bzw. Filmen hingewiesen und der Besucher stimmt Film- und Fotoaufnahmen mit dem Betreten der Location oder dem Erwerb des Tickets ausdrücklich zu. Auch im Vertrag mit der Band klärt der Veranstalter das Thema Film- und Fotoaufnahmen.

Dennoch ist hier (wie generell beim Thema Fotografie) äußerste Vorsicht geboten. Das Persönlichkeitsrecht muss weiterhin gewahrt werden. Im Zweifelsfall sollte man keine Einzelpersonen im Publikum fotografieren, sondern versuchen eine größere Menge an Personen zugleich auf das Bild zu bekommen ohne dabei eine Person zu sehr in den Fokus zu rücken. Zudem umfasst eine "Location" nicht immer alle Bereiche. Das Fotografieren in sensiblen Bereichen wie bspw. den Toiletten oder in sensiblen Situationen (stark angetrunkene oder verletzte Person) ist natürlich weiterhin verboten. Außerdem kann es sein, dass zum Beispiel ein Zeltplatz auf einem Festivalgelände als Privatraum und nicht als Veranstaltungsort angesehen wird.

Ich rate daher jedem Fotografen ausdrücklich, sich intensiv mit dem Thema zu befassen und im Zweifel professionellen Rechtsbeistand zu Rate zu ziehen!

 

 

Das richtige Kameraequipment für die Konzertfotografie

Gehen wir einmal davon aus, dass wir nicht gerade eine Rentner-Band auf einem Open-Air Konzert um 12 Uhr mittags bei strahlendem Sonnenschein fotografieren wollen. Bei einem solchen Szenario würde sicherlich eine preiswerte Mittelklasse-Kamera ihren Zweck erfüllen. Die meisten Konzerte finden jedoch in einer dunklen Umgebung statt. Wir haben mit einer schnell wechselnden Lichtstimmung zu kämpfen und die Akteure springen headbangend über die Bühne. Hier kommt es also zum einen auf sehr lichtstarke Objektive an, zum anderen auf einen schnellen Autofokus. Aber auch die Kamera spielt eine wesentliche Rolle. Und zuletzt natürlich dein eigener Anspruch!

Kamera für Konzertfotografie

Vollformat-Kameras zahlen sich insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen aus. Ein Vollformatsensor ist im Rauschverhalten aufgrund der größeren Pixel wesentlich besser als bspw. ein kleinerer APS-C-Sensor. Je kleiner der Sensor desto kleiner die Pixel und desto weniger Fläche ist vorhanden um die Lichtstrahlen einzufangen. Ein Vollformatsensor kann also mehr Licht einfangen und hat somit ein geringeres Rauschverhalten.

Wie schaut es mit den Megapixeln aus? Mehr Pixel bedeuten mehr Details. Soweit ist die Theorie korrekt. Aber mehr Pixel auf gleicher Sensorfläche bedeuten auch kleinere Pixel und somit (wie gerade gelernt) weniger Lichteinfall pro Pixel. Kameras mit vielen Megapixeln rauschen also wesentlich stärker. 20 bis 30 Megapixel sind für Konzertaufnahmen völlig ausreichend. Kameras mit 50 oder mehr Megapixeln sorgen hier schon für ein deutlich erhöhtes und unerwünschtes Bildrauschen.

Vollformat-Kameras haben zudem einen höheren Dynamikumfang. Der Dynamikbereich ist der Rahmen, in dem dunkle Schatten bis hin zu hellen Details eines Motivs erfasst werden können. Je größer der Dynamikumfang, desto mehr Details können erfasst werden.

Für actionreiche Konzertfotos kann es sich lohnen, Serienaufnahmen zu schießen. 5 - 7 Bilder pro Sekunde sind hier völlig ausreichend.

Objektive für Konzertfotografie

Für Konzertaufnahmen benötigt man im Idealfall lichtstarke Objektive mit einer durchgehenden Blende von f2,8. Es gibt natürlich auch noch lichtstärkere Festbrennweiten mit einem kleineren Blendenwert, jedoch verlierst Du hierbei die Möglichkeit des Zoomens. Je nach Bühne können diese Objektive von großem Vorteil, aber auch von Nachteil sein.

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass sich auf recht kleinen Bühnen die lichtstarken Festbrennweiten auszahlen. In der Regel steht man als Fotograf sehr nah an der Bühne und die Musiker haben wenig Bewegungsfreiheit. Auf größeren Bühnen, wo sich die Akteure einige Meter weit bewegen, sind Zoomobjektive geeigneter, um einen gelungenen Bildausschnitt zu treffen.

Das Objektiv sollte zudem über einen sehr schnellen Autofokus verfügen. Hier fallen die günstigen Kit-Objektive raus. Hier kommt es auf Millisekunden an, die sich leider auch im Preis auswirken.

Ein Bildstabilisator empfiehlt sich schon ab einer Brennweite von 24mm. Teleobjektive ab 70mm sollten auf jeden Fall über einen guten Bildstabilisator verfügen. Hiermit lassen sich oftmals 1 bis 2 Blendenstufen gewinnen.

Für den Einstieg emfiehlt sich ein Objektiv der mittleren Brennweite, beispielsweise 24-70mm. Um die gesamte Bühne auf das Foto zu bekommen, benötigt man mit großer Wahrscheinlichkeit ein Weitwinkelobjektiv. Mit 16mm Brennweite bekommt man schon recht viel Raum auf das Foto, ohne dass sich das Bild großartig verzerrt. Mit Fisheye-Objektiven lässt sich zwar noch einiges mehr einfangen, jedoch erhält man hier recht starke Verzerrungen und eine größere Unschärfe an den Bildrändern. Die Fisheye-Perspektive ist Geschmacksache und erfordert auch ein wenig Übung, damit die Wölbung im Bild gleichmäßig und nicht zu unnatürlich erscheint. Welcher Künstler möchte sich auf dem Bild schon stark verformt mit beispielsweise überlangen Armen und einem krummen Gitarrenhals sehen?

Für Close-Up Aufnahmen reichen teilweise 70mm nicht aus. Auf größeren Bühnen arbeite ich teilweise ausschließlich mit einem Teleobjektiv mit einer Brennweite von 70-200mm.

Filter für Konzertfotografie

Gerade in den engen Fotogräben schrammt man gerne einmal im Gedränge gegen eine Absperrung oder gar gegen einen Kollegen. Da ist es besser einen Kratzer auf einem 50 Euro teuren UV-Filter zu haben, als auf einer 1.500 Euro teuren Linse. Daher sollte man unbedingt seine Linsen mit einem UV-Filter schützen. Bedenke: Selbst in einer trockenen Halle kann auch mal ein Bierbecher geflogen kommen.

Bei Freilichtbühnen kann sich auch der Einsatz von Polarisationsfiltern lohnen, um den Himmel und die Wolken im Bild kontrastreicher wirken zu lassen.
 

 

Die optimalen Kameraeinstellungen für die Konzertfotografie

Vorweg sei gesagt, es gibt nicht die eine richtige Kameraeinstellung. Gerade bei Konzerten hat man mit schnell wechselnden Lichtverhältnissen zu kämpfen und man muss stetig seine Settings überprüfen und anpassen. Die Kamera auf Vollautomatik zu stellen ist keine Option, denn sie erkennt nicht wie schnell sich ein Objekt bewegt. Eine Bewegungsunschärfe ist vorprogrammiert.

Prima geeignet hingegen ist die Halbautomatik. Hier gibt man der Kamera die wichtigen Einstellungen vor und lässt dennoch Spielraum für die Kamera, sich automatisch an die schnell verändernden Lichtverhältnisse anzupassen. Zudem kann man sich prima auf eine korrekt gewählte Einstellung konzentrieren.

Blendenautomatik

Bei der Blendenautomatik wird die Belichtungszeit des Verschlusses von Hand ausgewählt. Man überlässt der Kamera daraufhin die Wahl der Blende. Zum Einstellen der Blendenautomatik stellt man bei den meisten Kameras das Wählrad auf "S" (shutter priority).

Bei einem ruhigen Song, wo sich die Musiker nur langsam bewegen, kann man die Verschlusszeit einfach verringern (also länger belichten). Wird der Song plötzlich schneller und die Musiker fangen an zu springen, lässt sich mit nur einem Wählrad die Verschlusszeit verkürzen um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Fällt plötzlich viel Licht auf die Bühne oder wird der Musiker unerwartet durch einen Spotlight angestrahlt, kann die Kamera durch die automatische Wahl der Blende das Bild automatisch abdunkeln. Diese Halbautomatik ist also prima für die Konzertfotografie geeignet.

Zeitautomatik

Bei der Zeitautomatik wird die Blendenzahl vorausgewählt. Man überlässt der Kamera daraufhin die Wahl der Verschlusszeit. Dieser Modus wird bei den Kameras auf dem Wählrad mittels "A" (aperture priority) eingestellt. Er kommt bei der Konzertfotografie nur dann zum Einsatz, wenn das Bühnenbild ausreichend beleuchtet ist und die Kamera keine zu geringe (automatische) Verschlusszeit wählt. Bei vielen Kameras lassen sich Mindestgrenzen definieren, die selbst bei einer Zeitautomatik eine zu geringe Verschlusszeit verhindern.

Da bei den meisten Konzerten eher schlechte Lichtverhältnisse herrschen, dürfte die Zeitautomatik eher seltener zur Anwendung kommen.

ISO-Automatik

Bei der ISO-Automatik legt man keinen festen ISO-Wert fest, sondern überlässt der Kamera die Wahl des "Sehnervs". Je niedriger der ISO-Wert, desto geringer ist das unerwünschte Bildrauschen. Doch bei Konzerten kommen wir oftmals nicht drum herum, das Bild mittels dem ISO Wert künstlich aufzuhellen, um eine ausreichende Verschlusszeit zu erreichen.

Wie hoch Du mit dem ISO Wert gehen kannst, hängt natürlich von der Qualität der Kamera ab. Aber auch der Verwendungszweck kann eine große Rollen spielen. Für ein kleines Instagram Foto darf man sich schon mal ein wesentlich höheres Rauschen erlauben als für eine DinA4 Hochglanz-Seite in einem Magazin.

Den ISO-Wert automatisch wählen zu lassen macht durchaus Sinn, jedoch sollte man vorab seine Obergrenze in den Kamerasettings definieren.

Manueller Modus

Natürlich gibt es auch Bühnen, wo sich das Lichtbild nicht sonderlich stark verändert. Gerade bei Tagaufnahmen kann man hier durchaus die Kamera auf "M" stellen und die Blende und Verschlusszeit auf einen fest definierten Wert einstellen. Hier sollte man jedoch aufpassen, dass die Kamera nicht plötzlich unnötig den ISO-Wert hochzieht. Den ISO-Wert ebenfalls festzulegen bedeutet, der Kamera keinen Spielraum mehr für automatische Korrekturen zu lassen.

Fokus

Der Autofokus ist zwar schnell, jedoch für Konzerte denkbar ungeeignet. Meist fokussiert die Automatik auf den nächstgelegensten Bereich. Für knackescharfe Bilder wollen wir jedoch in der Regel einen ganz bestimmten Punkt anvisieren und scharfstellen. Und den wollen wir bestimmen, nicht die Automatik! Hierfür wählen wir das kleinstmögliche Messfeld, was uns die Kamera bietet. In der Regel ist das die Spotmessung (ganz links im Bild). Bei einigen Kameras muss dieses ggf. erst in den Settings aktiviert werden, bevor man diese über die Schnellauswahl anwählen kann.

Konzertfotografie - Fokuspunkte in der AF Messfeldwahl

Je kleiner das Messfeld, desto schwieriger kann die Kamera fokussieren. Aber es nützt uns auch nicht viel, wenn die Kamera zwar schnell fokussiert, aber 90% unserer Bilder unscharf werden. Bei Musikern wollen wir in der Regel das Gesicht scharf bekommen. Mit etwas Glück würde der Autofokus zwar das Gesicht anvisieren, aber sicherlich bei einem Sänger eher die Hand, das Mikrofon, die fliegenden Haare oder den Mikrofonständer treffen. Mit dem kleinsten Messfeld (Spot) können wir sehr genau "zielen" und sogar bspw. eine ganz bestimmte Saite der Gitarre scharfstellen. Insbesondere bei Teleobjektiven und Portraitaufnahmen versuchen wir hierbei nicht nur das Auge anzuvisieren, sondern tatsächlich auch das Innere des Auges mit dem Fokuspunkt zu treffen. Das Weiße im Auge ist selbst im dunkeln gut zu erkennen und unser Ziel ist es, das Augeninnere scharf zu bekommen und nicht etwa bloß die Augenbraue oder die Wimpern.

Belichtung

In der Regel fokussieren wir das Auge des Künstlers an, da wir wollen, dass das Gesicht möglichst scharf wird. Ebenso wollen wir erreichen, dass das Gesicht korrekt belichtet wird. Daher empfiehlt sich bei Konzertaufnahmen die Spotmessung. Hierbei wird die Belichtung nur anhand eines sehr kleinen Teils - etwa 3 bis 5 % des Sucherbildes - gemessen. Somit lässt sich die Messung präzise auf einen Punkt beschränken. Auch wenn es um den Künstler herum zu hell oder dunkel ist, wird der anvisierte Bereich korrekt belichtet.

Sollte die Kamera keine Spotmessung unterstützen, ist die Selektivmessung die richtige Wahl. Hierbei wird in etwa 8 - 10 % des Suchbereichs gemessen. Diese Messmethode kommt auch häufig in der Sportfotografie zur Anwendung.

Verschlusszeit

Um bei Konzertfotos keine ungewollte Bewegungsunschärfe zu erzielen, sollte man eine möglichst kurze Verschlusszeit wählen. Bei schnellen Sprüngen oder headbangenden Gitarristen muss man hier schon mal 1/250s oder sogar noch kürzer belichten. Bei Balladen oder Songs, wo die Musiker nahezu still stehen, kann man teilweise deutlich länger belichten, etwa 1/100s . Natürlich ist die Belichtungszeit auch von vielen anderen Faktoren abhängig wie beispielsweise dem Objektiv (Autofokus, Bildstabilisator etc.).

Blende

In Normalfall fotografiert man ein Konzert aufgrund der Dunkelheit mit einer sehr geringen Blende. f2,8 oder f3,2 eignen sich hier hervorragend. Festbrennweiten erlauben es sogar, den Blendenwert noch weiter zu verringern. Hier muss man jedoch stark aufpassen, nicht zu sehr in die Tiefenunschärfe zu rutschen und den fokussierten Bereich noch ausreichend scharf zu bekommen.

Weißabgleich

In der Regel lasse ich den Weißabgleich auf Konzerten auf Automatik. Da ich ohnehin ausschließlich in RAW fotografiere, kann ich diesen problemlos nachträglich in der Bildbearbeitung anpassen. Häufig werden die Bühnen von einem Mischlicht angestrahlt, dass heißt für die Ausleuchtung der Stage werden unterschiedlichste Leuchtmittel verwendet.

RAW oder JPEG

Die Bildbearbeitung ist ein wesentlicher Bestandteil der Konzertfotografie. Daher sollte man auf jeden Fall im RAW-Format fotografieren! Im Rohformat werden viel mehr Detailinformationen gespeichert als in dem JPEG Format, wo die Bilder bereits stark komprimiert werden. Im RAW-Format lässt sich in der nachträglichen Bildbearbeitung viel mehr aus den Bildern heraus holen. Zudem lässt sich der Weißabgleich im Nachgang anpassen.

Belichtungskorrektur

Je nach Lichtsituation kann es sich lohnen, die Bilder im halbautomatischen Modus (Blendenautomatik) leicht unterzubelichten. Ein Blick auf das Histogramm oder die Überbelichtungswarnung kann helfen, keine "ausgefressenen" Lichter (Strahler, Flammen etc.) im Bild zu haben.

Auch bei Open Air Bühnen kann sich eine leichte Unterbelichtung lohnen. Insbesondere dann, wenn die Musiker unter der überdachten Bühne dunkler sind, als der Himmel im Hintergrund. Damit der Himmel nicht ausgefressen wirkt, sollte man in einem solchen Fall von der Spotmessung auf die Mehrfeldmessung wechseln und über die Belichtungskorrektur ein wenig nachsteuern.

 

 

Der Fotograben

Verhalten im Fotograben

Unauffällig bleiben

Die oberste Devise lautet: Unauffällig bleiben! Im Fotograben kann man leicht viele Personen stören. Zum einen die Zuschauer, die gerne einen ungestörten Blick auf die Bühne haben wollen. Zum anderen die Security, die ggf. Crowdsurfer aufgreifen und sich bewegen muss. Natürlich auch andere Fotografen-Kollegen und evtl. Bühnencrew. Und nicht zuvergessen die Musiker auf der Bühne, die sich ggf. durch zu forsche Fotografen ablenken lassen.

Netiquette im Fotograben

Im Fotograben kann es ziemlich eng werden. Im Gedränge möchte jeder Fotograf ein gutes Bild erhaschen. Dies schafft man nur, indem man respektvoll miteinander umgeht und sich gegenseitig Platz lässt. Natürlich blickt man konzentriert durch den Sucher, man sollte sich dennoch des öfteren umschauen und sich einen Überblick über die Lage verschaffen und sich keinesfalls blind bewegen und umpositionieren. Unweigerlich läuft man so anderen Fotografen durch das Bild und im schlimmsten Fall werden diese sich dann genauso respektlos verhalten. Gegenseitige Rücksichtnahme zahlt sich schlussendlich aus. Erstens bleibt keine Zeit für Streitigkeiten, zweitens sieht man sich garantiert wieder. Die Welt ist klein und man kennt sich untereinander, versprochen!

Freie Sicht ermöglichen

Es gehört zum Alltag, dass man auch mal einen Ellenbogen oder eine Kamera eines Kollegen mit im Bild hat. Insbesondere ein Aufsteckblitz auf der Kamera kann hier schon extrem stören und die Sicht für Zuschauer und andere Fotografen verdecken. Also unbedingt den Blitz im Fotograben abnehmen, diesen darf und soll man ohnehin nicht verwenden.

Ich empfehle zudem die Verwendung eines Batteriegriffs. Neben einer besseren Haptik hat man bei Hochformat-Aufnahmen den Vorteil, einen zweiten Auslöser sowie Einstellmöglichkeiten an der Seite der Kamera zu haben. Somit muss man lediglich die Kamera in seiner Hand drehen und nicht umständlich seinen ganzen Arm herumreißen und so seinen Ellenbogen in die Luft strecken. Im schlimmsten Fall schlägt man diesen gegen den Kopf oder die Kamera seines Nachbarns.

Kleine Fotograf(innen) sollte man vorlassen. Für gewöhnlich ist die Bühne ohnehin höher als der Fotograben, so dass diese nicht stören und man leicht über kleinere Fotografen hinweg fotografieren kann. Meistens reicht es sogar aus, einfach nur seitlich über die Schulter zu fotografieren und sich "unauffällig bemerkbar" zu machen, so dass man nicht ungewollt zusammen stößt.

Kein Rucksack im Fotograben

Wie mehrfach erwähnt kann es in einem Fotograben sehr eng werden. Daher sollte man keinesfalls einen Rucksack mit in den Fotograben nehmen oder ihn gar irgendwo im Dunkeln auf dem Boden abstellen. Hier empfielt sich die Verwendung von am Gürtel getragenen Köchern oder einer zweiten Kamera.

Nonverbale Kommunikation

Ich muss nicht extra erwähnen, dass es im Fotograben extrem laut ist. Die Kommunikation untereinander beschränkt sich somit nonverbal auf ein kurzes Nicken, Augenzwinkern oder Grinsen. Meistens reicht eine winzige Geste schon aus um die Plätze zu tauschen oder ähnliches. Reden oder rufen ist zwecklos.
 

Die clevere Positionierung im Fotograben

Wie bereits erwähnt steht man im Fotograben nicht nur unter Zeitdruck. Häufig ist man in seiner eigenen Bewegung stark eingeschränkt. Somit fällt es nicht immer leicht, den gewünschten Bildausschnitt zu erzielen. Hilfreich ist es daher, sich kurz das Bühnenbild anzuschauen und sich Gedanken über die richtige Positionierung und die Kameraeinstellungen zu machen.

Der Sänger hält meistens das Mikrofon vor seinem Gesicht. Sich somit frontal vor dem Sänger zu positionieren wird vermutlich in vielen Fällen die falsche Entscheidung sein. Hält der Sänger sein Mikrofon überwiegend in der rechten Hand, macht es Sinn sich (mit Blick auf die Bühne) leicht rechts vom Sänger zu positionieren. So verdeckt seine Hand und das Mikrofon nicht das Gesicht.

Konzertfotografie - Den Sänger fotografieren Konzertfotografie - Den Sänger fotografieren Konzertfotografie - Den Sänger fotografieren Konzertfotografie - Den Sänger fotografieren

Die meisten Gitarristen / Bassisten sind rechtshänder. Es empfiehlt sich daher, sich leicht links vom Musiker zu positionieren. Somit kann man entlang des Gitarrenhalses fotografieren und neigt eher nicht dazu, diesen abzuschneiden. Zudem kann man so den Musiker frontaler einfangen. Bei einem intensiven Gitarrensolo blickt der Gitarrist jedoch oftmals leicht nach unten in Richtung Gitarrenhals. Hier lohnt es sich in die Hocke zu gehen und sich ggf. auf die andere Seite zu begeben.

Konzertfotografie - Den Gitarristen fotografieren Konzertfotografie - Den Gitarristen fotografieren Konzertfotografie - Den Gitarristen fotografieren Konzertfotografie - Den Gitarristen fotografieren

Bei Schlagzeugern muss man einen freien Winkel zwischen den Becken finden. Teilweise sind die Drummer so weit hinten und die Bühne so hochgebaut, dass man weit zurück ans Gitter des Fotograbens muss, um mit einem Teleobjektiv ein freies "Schussfeld" auf das Gesicht des Drummers zu erlangen. Manchmal hilft es auch weit in die Hocke zu gehen, um den Freiraum zwischen den Becken und den Toms zu nutzen.

Konzertfotografie - Den Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie - Den Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie - Den Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie - Den Schlagzeuger fotografieren

Ebenso spielt das Bühnenbild eine wichtige Rolle für die Positionierung des Fotografen im Fotograben. Viele Bands haben ein sogenanntes Backdrop, also einen Banner meist aus Molton mit aufgedrucktem Bandnamen oder ähnliches. Hier sollte man darauf achten, den Namen der Band im Bild nach Möglichkeit nicht abzuschneiden. Im besten Fall kann man sogar den Bandnamen über dem Kopf des Musikers in voller Länge sehen. Zusätzlich sollte man auch auf andere Details des Bühnenbildes achten und versuchen, diese Elemente geschickt mit einzufangen.

Konzertfotografie - Das Backdrop mit fotografieren Konzertfotografie - Das Backdrop mit fotografieren Konzertfotografie - Das Backdrop mit fotografieren Konzertfotografie - Das Backdrop mit fotografieren

Sollte es kein hübsches Bühnenbild geben bzw. der Hintergrund einfach nur langweilig aussehen, kann man einen sehr kleinen Blendenwert wählen um durch eine stärkere Tiefenunschärfe den Hintergrund zu verwischen. Der langweilige Hintergrund ruiniert so weniger das Bild. Manchmal kann man auch soweit in die Hocke gehen, dass man die oberen Lichter der Bühne als Hintergrund benutzt. Close-Ups - also Nahaufnahmen - sind ebenfalls ein gutes Mittel gegen öde Bühnenbilder. Insbesondere vom Frontmann / -frau sollte man ohnehin das ein oder andere Closeup schießen.

 

 

Fotografieren von der Bühne

Vorsicht auf der Bühne

Ein Fotopass berechtigt natürlich nicht, die Bühne zu betreten. Hier benötigt man in der Regel einen gesonderten Bühnenpass (Stage Pass) oder AAA (Access All Area). Solltest du hierfür die Erlaubnis bekommen haben gilt auch hier, verhalte dich unauffällig und vor allem vorsichtig. Überall liegen Kabel herum und niemand möchte für einen durch Pyrotechnik gegrillten Fotografen verantwortlich sein. Das betreten der Bühne ist nicht ungefährlich und kann auch zu einem erheblichen Schaden führen, der im schlimmsten Fall versicherungstechnisch nicht abgedeckt ist.

Konzertfotografie - Vorsicht auf der Bühne

Das Betreten der Bühne sollte vorab zwingend mit der Band sowie dem Stage Manager abgeklärt sein um keine bösen Überraschungen zu erleben.

 

Die beste Position auf der Bühne

Hinter dem Schlagzeug (oder einem anderen statischen Instrument wie bspw. dem Keyboard) lässt sich prima die Band vor dem Publikum fotografieren, ohne dass man selbst großartig gesehen und wahrgenommen wird.

Konzertfotografie von der Bühne aus - Hinter dem Schlagzeuger Konzertfotografie von der Bühne aus - Hinter dem Keyboarder Konzertfotografie von der Bühne aus - Hinter dem Schlagzeuger Konzertfotografie von der Bühne aus - Hinter dem Sänger
Von der Seite aus hat man zudem für gewöhnlich einen freien Blick auf den "Trommler".

Konzertfotografie von der Bühne - Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie von der Bühne - Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie von der Bühne - Schlagzeuger fotografieren Konzertfotografie von der Bühne - Schlagzeuger fotografieren

Im besten Fall sollte man versuchen, sicher hinter der Bühnendecko oder Boxen bestmöglich zu verstecken, um das Bühnenbild (insbesondere bei Videoaufnahmen) nicht zu stören. Keinesfalls sollte man sich in den Weg der Musiker stellen und stets damit rechnen, dass diese plötzlich zur Seite oder nach hinten springen oder Gitarre-schwingend zur Seite drehen.

Das Abschlussfoto von der Band

Nach dem letzten Song positioniert sich die Band in der Regel noch einmal vor dem Publikum und posiert für ein finales Abschlussbild. Dieses fotografiert man am besten direkt vom Schlagzeug aus, sofern sich das Drumset mittig auf der Bühne befindet. Man steht weit genug hinten auf der Stage und zusätzlich leicht erhöht, was eine freie Sicht von oben auf das Publikum ermöglicht.

Wichtig ist, dass man sich möglichst mittig positioniert und einen geraden Horizont abbildet. In wie weit man an die Band heran zoomt hängt von der Masse des Publikums ab. Die Bands wollen natürlich, dass das Konzert "voll" aussieht. Es geht hier nicht darum jeden einzelnen Zuschauer einzufangen, sondern eine möglichst große Dichte an Personen mit ins Bild zu bekommen. Stehen an den Seitenrändern kaum noch Zuschauer (also eine geringe Publikumsdichte), kann man diese getrost abschneiden und sich mehr auf das gut gefüllte Zentrum konzentrieren.

Da die Musiker bei dem Abschlussbild in der Regel still halten und auch das Publikum sich kaum bewegt, kann man hier deutlich länger belichten. Ich schieße hier meistens eine 3er Belichtungsreihe und bewege mich im Rahmen zwischen 1/60s und 1/80s mit einem Weitwinkelobjektiv. Um das Publikum einigermaßen scharf zu bekommen, sollte man einen Blendenwert von mind. 4 oder größer wählen, was natürlich von der Lichtsituation abhängt.

Konzertfotografie von der Bühne - Das Abschlussfoto der Band vor Publikum Konzertfotografie von der Bühne - Das Abschlussfoto der Band vor Publikum Konzertfotografie von der Bühne - Das Abschlussfoto der Band vor Publikum Konzertfotografie von der Bühne - Das Abschlussfoto der Band vor Publikum

Je nach Bühne und Lichtsituation darf hier ein Aufsteckblitz verwendet werden.

 

 

Allgemeine Tipps

Abschließend noch ein paar weitere allgemeine Tipps zum Thema "Fotografieren auf Konzerten & Festivals".

1. Die Impressionen nicht vergessen

Die Stimmung eines Konzertes (bzw. eines Events) einzufangen, gehört ebenfalls zum Job eines Konzertfotografen. Manchmal muss man sich hier mit seiner Kamera "unter das Volk mischen" und aus der Menge heraus fotografieren. Vom Fotograben aus hat man zudem die Gelegenheit, in Richtung des Publikums die tobende Menge mit einem Weitwinkel-Objektiv einzufangen oder auch entlang des Fotograbens viele Zuschauer in der ersten Reihe abzulichten. Also öfters einmal umdrehen nicht vergessen, ansonsten entgeht einem sicherlich die ein oder andere interessante Momentaufnahme.

Konzertfotografie - Impressionen auf Konzerten einfangen Konzertfotografie - Impressionen auf Konzerten einfangen Konzertfotografie - Impressionen auf Konzerten einfangen Konzertfotografie - Impressionen auf Konzerten einfangen

2. Die Stimmung einfangen

Neben den Impressionen gehört auch das Bühnenbild inklusive der Lichtstimmung zur Show und ist wesentlicher Bestandteil des Konzertes. Ein Weitwinkel sollte also ebenfalls zur Ausstattung eines Konzertfotografen gehören. Auch wenn es auf den Bildern so aussieht, stehe ich hier nicht mitten im Publikum. Mit dem Kameraequipment im dunkeln durch eine dicht gedrängte Zuschauermenge zu laufen ist nicht empfehlenswert. Je weiter man hinten steht, desto weniger dicht gedrängelt stehen die Zuschauer und mit etwas Zoom sieht es dann so aus, als stünde man wesentlich näher an der Bühne und hat das Publikum noch mit im Bild. Manchmal gibt es auch noch weiter hinten einen Wellenbrecher. Mit etwas Glück lässt einem die Security passieren und man kann aus dem Wellenbrecher heraus in Ruhe ein paar Shots machen, ohne Angst haben zu müssen, angerempelt zu werden.

Konzertfotografie - Das Bühnenbild und die Lichtstimmung einfangen Konzertfotografie - Das Bühnenbild und die Lichtstimmung einfangen Konzertfotografie - Das Bühnenbild und die Lichtstimmung einfangen Konzertfotografie - Das Bühnenbild und die Lichtstimmung einfangen

3. Gehörschutz nicht vergessen

Als Fotograf muss man an soviele Kleinigkeiten denken. Sind die Akkus geladen? Ist die Speicherkarte frei? Habe ich an den Fotopass gedacht? Schnell vergisst man dabei sich selbst und vernachlässigt seine eigene Gesundheit. Kein Gehörsturz zu tragen kann verheerende Folgen haben und wenn man sich irgendwo einen schnellen Hörschaden zulegen kann, dann jawohl auf einem Konzert direkt vor der Bühne! Oftmals stehen im oder vor dem Fotograben riesige Boxen an denen man vorbei läuft oder direkt davor steht. Ein schriller Ton aus der Gitarre oder ein lautes Gekreische des Sängers und der Tinitus ist vorprogrammiert. Gehe ohne Gehörschutz nicht in den Fotograben!

4. Objektivwechsel im Dunkeln üben

Mit nur einem Objektiv kommt man für gewöhnlich nicht weit. Ist man gezwungen das Objektiv im Fotograben zu wechseln, sollte man dies unbedingt vorher unter möglichst realen Bedingungen üben. Nämlich bei völliger Dunkelheit, mit wenig Platz und ohne die Möglichkeit, etwas abstellen bzw. ablegen zu können. Das ist am Anfang nicht so einfach wie man vielleicht denkt. Denn zu Hause ist man vielleicht noch entspannt, aber im Fotograben ist man sicherlich aufgeregt, etwas im Stress und hat viele Menschen und Lärm um sich. Dazu kommt der Zeitdruck, schließlich will man keinen guten Moment verpassen und hat lediglich 3 Songs Zeit für gute Aufnahmen. Stell daher die grundlegenden Kamerasettings bereits ein, bevor du in den Fotograben gehst.

5. Auf die Band / Songs vorbereiten

Es kann durchaus peinlich werden eine Band zu fotografieren, die man nicht kennt. Vielmehr kann es im Gegenzug sehr nützlich sein, sich vorab mit der Band und deren Songs zu befassen. Es kostet nur Sekunden (Google ist dein Freund) vorab die Setliste einer Tour in Erfahrung bringen. So kann man binnen Sekunden heraus finden, welche 3 Songs mit großer Wahrscheinlichkeit zuerst gespielt werden und ob diese eher ruhig oder schnell sind. Zudem lässt sich prima die Zeit der ersten 3 Songs abschätzen und mit ein paar Gedanken kann man sich einen groben Plan zurecht schmieden. Im Idealfall lässt sich erkennen, wann einzelne Musiker bspw. ein Solo spielen oder wann eventuelle Pyrotechnik zündet.

6. Freies Gesicht

Auf einem gelungenen Konzertfoto ist das Gesicht und die Mimik des Musikers gut zu erkennen, denn das verleiht dem Bild oftmals seinen starken Ausdruck und Charakter. Magazine würden ein Bild sicherlich nicht drucken, wenn das Gesicht des Sängers bspw. durch das Mikrofon komplett verdeckt ist und man nicht auf den ersten Blick erkennt, um wen es sich hier eigentlich handelt. Viele Musiker tragen zudem noch eine Sonnenbrille, Cappy oder ähnliches im Gesicht, daher ist es wichtig noch möglichst viel vom Rest der Mimik einzufangen. Wie oben bereits erwähnt, stelle dich insbesondere bei Sängern oder Musikern mit Mikrofonständer nicht frontal davor, sondern leicht versetzt zur Seite.

7. Großzügiger Bildausschnitt

Versuche ausreichend Raum im Bild zu lassen. Wie bereits erwähnt, fotografieren wir auf der Bühne sich schnell bewegende Szenen, weshalb es von Vorteil sein kann, genügend Platz um das Motiv zu lassen, um flexibel auf schnelle Veränderungen und Bewegungen reagieren zu können. Ein Bild wirkt sehr beklemmend, wenn das Motiv ganz dicht am Bildrand klatscht. Ein wenig Abstand zum Rand verleiht dem Motiv mehr Luft und es bleibt Platz, um später mögliche Texte, Überschriften etc. zu plazieren. Mit Tipp daher: Entweder dicht ranzoomen, so dass das Motiv das Bild in Gänze ausfüllt, oder aber ein wenig Raum um das Motiv lassen und den Bildausschnitt etwas großzügiger wählen. Es sieht auf dem Bild wirklich unschön aus, wenn ein kleines Stück vom Ellenbogen oder dem Gitarrenhals abgeschnitten wurde, nur weil der Bildausschnitt zu klein gewählt wurde. Das mögen weder die Magazine, noch die Musiker.

 

Wenn du bereits selber Erfahrungen in der Konzertfotografie gesammelt hast und dir noch weitere Tipps einfallen, die ich hier erwähnen sollte, schreibe mir doch bitte eine kurze Mail. Vielen Dank!

 

Mit Konzertfotografie Geld verdienen

Natürlich kann man mit der Konzertfotografie auch Geld verdienen, aber reich wird man davon sicherlich nicht. Das Pflaster der Konzertfotografie ist heiß umkämpft und damit einen nennenswerten Gewinn zu erzielen ist extrem schwierig. Die meisten (und wirklich teils extrem guten) Konzertfotografen gehen dieser Tätigkeit als reines Hobby nach. Mit Konzerten lassen sich eher selten gute Honorare erzielen. Und wenn überhaupt, decken diese sicherlich nicht die Kosten für Anfahrt, den Zeitaufwand vor Ort inkl. der Bildnachbearbeitung, die Lizenzkosten, den Materialverschleiß, die Betriebskosten wie Strom oder Versicherungen, geschweige denn die Anschaffungskosten.

Sicherlich lassen sich die Bilder an Presseargenturen vermarkten, jedoch muss man hier recht schnell unterwegs sein, oftmals die Bilder schon vor Ort am Laptop bearbeiten, beschriften und zuletzt auch einreichen. Bands sind größtenteils nicht bereit, Geld für gute Fotos zu bezahlen. Selbst wenn diese für Booklets, Webseiten, Shirts oder andere Mechandise-Artikel benutzt werden sollen. Bei Großveranstaltungen hat man evtl. die Chance, als Fotograf vom Veranstalter oder einem größeren Magazin / Zeitschrift etc. bezahlt zu werden. Auf gewöhnlichen Konzerten hingegen wird man kein Geld für seine Aufnahmen bekommen - weder vom Veranstalter, noch von Magazinen.

Viel wahrscheinlicher ist es hingegen, dass man als Honorar für gute Konzertfotos einen freien Eintritt, das ein oder andere Freigetränk, ein paar anerkennende Likes oder ein wenig Bandmerch abstaubt. So sieht jedenfalls die traurige Realität für die meisten Konzerte aus. Generell hat die Fotografie-Branche mit price dumping Problemen zu kämpfen.

Neben einer Menge Arbeit, hohen Kosten und teils frustrierenden Absagen muss man zudem viel Zeit und Geduld aufbringen. Dafür erfährt man aber auch einzigartige Konzerterlebnisse, die sich mit Geld nicht aufwiegen lassen.

 

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